50 Jahre Bogensport – Andreas Gdanitz im Porträt

ag6Andreas Gdanitz – 50 Jahre aktiver Bogenschütze, Trainer und Funktionär aus Schwedt

Wenn man in den Mitgliedsausweis von Andreas Gdanitz ein Blick wirft steht dort „BSG Erdöl Schwedt“ und das Datum 1.Oktober 1965. Den Verein „BSG Erdöl“ gibt es schon lange nicht mehr, sein Rechtsnachfolger SSV PCK 90 Schwedt e.V. ist aber bis heute Heimat des Schwedter Bogenschützen Andreas Gdanitz. Der heute 63-jährige ist wie kein anderer Bogenschütze mit der Stadt Schwedt verwurzelt, seit 50 Jahre ist er für die grün-weißen Schwedter Vereinsfarben Schütze, Trainer und Funktionär zugleich. Die Anfänge seiner einzigartigen Bogensportkarriere liegen ein halbes Jahrhundert zurück, er war 10 Jahre alt, als er eine Gruppe von ca. 8-10 Schülern mit ganz einfachen „Flitzbogen“ geschultert und einem Übungsleiter, Richtung Park  „Heinrichs Lust“ im Gänsemarsch marschieren sah. Holger Weißkopf, der später sein erster und einziger Übungsleiter werden sollte, begab sich mit seinen Schülern zum Üben auf den ehemaligen KK-Schießstand hinter den Sportplatz „Albert Bartel Straße“, dort wo heute die Fußballer des 1.FCSchwedt spielen. Nicht mehr als fünf bis sieben Bögen und ein paar Pfeile sollten für die wenigen Schüler genügen. „Spaß hat es schon gemacht, aber die Wartezeit bis jemand selbst schießen konnte war lang und kaum das ich dabei war, schon war es wieder zu Ende“, das war 1962 ein Jahr nach der Gründung der Sektion Bogenschießen in der jungen Erdölstadt Schwedt. Erst drei Jahre Später sollte es richtig losgehen, Andreas bekam seinen ersten eigenen Bogen, war da bereits dreizehn Jahre alt und nichts konnte mehr ihm vom Bogenschießen abhalten. Zwischen 1966 und 1969 bauten die Schwedter Schützen ihre Bögen sogar selbst, aus Glasfiebermaterial und Akazien- bzw. Buchenholz, es wurden richtige kleine Wunderwerke hergestellt. Die sportlichen Erfolge ließen dann auch nicht lange auf sich warten, 1966 zur DDR-Meisterschaft in Strausberg belegte Andreas mit der Jugendmannschaft den 2.Platz, der 1967 sogar noch vergoldet wurde. Bei der landesweiten Kinder-und Jugend Spartakiade 1968 im Berliner „Walter Ulbricht Stadion“ gehörte der Schwedter erstmals zur Bezirksauswahl Frankfurt/Oder und konnte die Bronzemedaille erringen. Der Schritt vom Sportler zum Funktionär kam für Andreas Gdanitz früher als in den Sportlerlebensläufen üblich. Der damalige Sektionsleiter der Bogensportler verlies aus familiären Gründen Schwedt, so sah sich Gdanitz bereits mit 16 Jahren gezwungen die Sektion am Leben zu halten. Die Mitgliederzahl sank auf zehn Sportler, Horst Kolbe von der Sektion Kegeln, hat die Bogenschützen zu Wettkämpfen dann oft begleitet, denn mit 16 Lenzen konnte Andreas die Verantwortung für seine Sportler noch nicht übernehmen, als Übungsleiter war er zu diesem Zeitpunkt aber bereits aktiv. Die folgenden Jahre brachten Höhen und Tiefen für die kleine Sektion Bogenschießen, als er zum Wehrdienst musste, organisierte Ralf Bachmann die Sektion. Bescheiden schaut Andreas auf seine eigenen Erfolge zurück, er wurden nicht nur Bezirksmeister, DDR-Meister, auch DDR-Rekorde konnte er selbst und seine Schützlinge erzielen. In der Bilanz seiner Erfolge ab dem Jahr 1990, dem Jahr der deutschen Wiedervereinigung, stehen insgesamt zehn Deutsche Meistertitel, zwei silberne und zehn bronzene Medaillen auf der Habenseite, was gleichbedeutend mit Platz 3 der ewigen Medaillenbilanz der SSV PCK 90 Schwedt ist. Viele seiner Bogenschützen haben nationale, aber auch internationale Erfolge feiern können. Da waren vor allem Monika Lenz, Steffen Begert, Marco Schulz, Christian Wolf, Andreas Heidenescher, Erika Rakel und seine eigene Tochter Anne Pavel zu nennen. Mit einem Leuchten ins einen Augen spricht Andreas heute noch über das Schwedter Bundesligateam der neunziger Jahre, mit dem er als Trainer und Schütze sogar zweimal Champion werden konnte. Mit dem Blick eines erfahrenen Schützen und Trainers freut es Andreas heute vor allem, dass in Schwedt das gesamte Spektrum des Bogensportes angeboten wird, vor allem was aus seiner kleinen Abteilung geworden ist.  Auf die abschließende Frage was für Ihn das Einzigartige am Bogensport ist, muss Andreas Gdanitz nicht lange überlegen. „Der Bogensport kennt keine Grenzen was das Alter und die Behinderung betrifft. Es gibt Menschen im Rollstuhl selbst Menschen ohne Arme und blinde Menschen können Bogenschießen“, so Gdanitz. Am 1.Januar 2016  geht Andreas in den verdienten Ruhestand, 45 Arbeitsjahre liegen hinter ihm. Das hat u.a. zur Folge, dass er sowohl als Sportler als auch Übungsleiter der Abteilung wieder zur Verfügung stehen kann, wahrscheinlich nicht mehr weitere 50 Jahre, wie er lächelnd betont. Sein Vorbild ist hier Sportfreund Arnold Schlüter aus Schmölln, er steht heute noch mit mehr als 90 Jahren auf dem Sportplatz und betreut seine Kinder, bis dahin bleiben ihm hoffentlich noch viele, viele Jahre.

 

Uwe Neugebauer-Wallura

01.12.2015

 

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Fotos: AG4: Andreas mit seiner Tochter Anne Pavel, Deutsche Meisterin des Deutschen Schützenbundes, mit seinem erfolgreichen Bundesligateam, als Hallenschütze, im Freien und beim Bogenlaufen –

Fotos: ALLE U.Neugebauer-Wallura, ich begleite Andreas seit 1996 🙂